Eine Tourenbeschreibung mit eigenen Hunden auf eigene Faust.
Text und Photos: Anneliese Martin
Vorbemerkung
Nach der Schneeschuhtour mit unseren Hunden vor 2 Jahren in Finnland (Bärenpfad) planten wir, meine beiden Söhne, meine Schwiegertochter und ich diesmal Skitouren in bergigerer Gegend. Da bot sich Nordnorwegen an und damit war es für uns das Naheliegendste Björn Klauers Husky-Farm als Ausgangsbasis für unsere Touren zu wählen. Hier war uns Unterstützung bei der Planung und Rückhalt bei eventuellen Problemen sicher.
Anreise
Die Anreise planten wir getrennt: mein jüngerer Sohn und ich mit den 3 Hunden und der kompletten Ausrüstung im Auto, mein älterer Sohn mit Frau aus Zeitgründen im Flieger.
Aber die gewaltige Strecke von mehr als 2500 km einfach durch Schnee und Eis flößte uns doch gewaltigen Respekt ein. Wir rechneten über Schweden mit mindestens 4 – 5 Tagen Fahrzeit, was uns trotz regelmäßigem Fahrerwechsel nicht sehr erstrebenswert vorkam. Hinzu kommt, dass die schwedischen Einreiseformalitäten für Hunde noch aufwendiger sind, als für Norwegen.
Als Alternative bot sich da die Überfahrt mit der Superfast-Fähre von Rostock nach Hanko in Finnland an. Das bietet zu Beginn des Urlaubs einen Tag Ausspannen und Erholung auf der Fähre und reduziert die auf Schnee und Eis zu fahrenden Kilometer auf knapp 1500. Und auf den gut ausgebauten finnischen Straßen, die wenig Steigungen und kaum Verkehrsaufkommen haben, kommt man auch im tiefsten Winter sehr zügig vorwärts (Schnitt zwischen 80 und 110 km/h!). Dies gilt auch für die Strecke durch Schweden von Kemi über Kiruna bis Riksgränsen. Erst ab der norwegischen Grenze wird es spannender!
Bleiben die Hunde auf der Fähre im Auto unter Deck, so ist das auch mit 3 sehr selbstbewussten Vierbeinern kein Stress. Von unseren früheren Fahrten nach Finnland wussten wir, dass für unsere Hunde diese Reiseform keinerlei Problem darstellt. Während der Überfahrt kann man mehrmals zu ihnen unter Deck und sie kurz zum „Pfoten-vertreten“ aus dem Auto lassen. Einziges Manko aus Sicht unserer Vierbeiner: das Fressen entfällt an diesem Tag!
Die Fahrstrecke von Hanko bis Innset ist gut in 2 Tagen machbar.
Übernachtungsmöglichkeiten findet man unterwegs problemlos, oft idyllisch an einem See gelegen, so dass man mit den Hunden auch gut spazieren gehen kann.
Ein großer Vorteil dieser Reiseform ist, dass wir und die Hunde uns allmählich an die winterlichen Temperaturen gewöhnen können. Bisher haben wir den allmählichen Übergang in den nordischen Winter ebenso genossen, wie bei der Rückkehr die Fahrt in den Frühling.
Hatte ich mir vorgenommen, die Fahrt diesmal mit Spikes zu machen, musste ich diesen Plan wieder fallen lassen: in Deutschland konnten wir keine auftreiben und Leihen in Finnland hätte uns zu Umwegen und Zeitverlusten gezwungen, so dass wir schließlich darauf verzichteten. Aber unsere Erfahrung hat gezeigt, dass man mit einem Satz Schneeketten auch bei den ekelhaftesten Straßenverhältnissen (Regen auf Eis!!) auf der sicheren Seite ist. Nur das Reisetempo leidet etwas darunter.
Ausrüstung
Eigentlich waren wir von unserer Winterausrüstung, die wir vor 2 Jahren in Finnland bis -32 Grad erfolgreich getestet hatten, sehr überzeugt. Doch dem norwegischen Winter waren wir damit nicht ganz gewachsen.
Der gnadenlose Wind, der uns in den offenen Bergtälern auch bei – 25 bis – 30 Grad unerbittlich ins Gesicht blies, machte uns schwer zu schaffen und zwang uns sogar zweimal zur Umkehr.
Ebenso lernten wir, dass bei diesen Temperaturen nur noch speziell wintertaugliche Zelte einsetzbar sind. Alles andere Material lässt sich bei starkem Frost nicht mehr handeln.
Am härtesten traf uns aber, dass auch die Klebefelle unserer Tourenskier ab 20 Grad unter Null nicht mehr auf den Skiern halten, so dass wir aus Sicherheitsgründen teilweise auf Schneeschuhe umsteigen mussten. Gut, dass man auf der Husky-Farm fast alles leihen kann!
Nur unsere Hunde haben den arktischen Temperaturen samt Wind nach einigen Tagen Eingewöhnung problemlos getrotzt.
Aufbautraining
Um unsere Hunde auf die Arbeit im Schnee vorzubereiten, hatten wir ab Anfang Herbst ein strenges Trainingswochenprogramm aufgelegt:
3 Mal Einspannen vor den Trainingswagen, mindestens 15 km pro Fahrt
3 Mal Joggen mit Rucksack, etwa 1 – 1,5 Stunden
1 Mal Wandern mit Rucksack, 2 – 3 Stunden, möglichst viel bergauf
Das Gewicht der Rucksäcke haben wir allmählich auf 4 kg bei der Hündin (22 kg) und 6 kg bei unserem Rüden (35 kg) gesteigert.
Unsere Hunde hatten trotz diesem Training nicht den Leistungsstand der Klauerschen Grönis, konnten aber im Team doch einigermaßen mithalten.
Unser Trainingsprogramm hatte den Vorteil, dass es auch unsere Kondition gefördert hat. Allerdings mussten wir feststellen, dass Skiwanderern mit Pulka und Rucksack, auch wenn ein Hund eifrig unterstützt, bergauf schon ganz schön Kraft kostet!
Touren
Die Tourenplanung war trotz Unterstützung durch Björn und Regina nicht ganz einfach. Die Strecken, die wir „zu Fuß“ schafften, lagen doch deutlich unter denen, die mit einem Hundegespann möglich sind.
Da die Hütten teilweise weiter auseinander liegen, muss man bei längeren Touren unbedingt ein Zelt mitnehmen, auch wenn das zusätzliches Gewicht bedeutet.
Die meisten Hütten in der Region gehören dem DNT und sind gebührenpflichtig. Es lohnt sich also, Mitglied zu werden, wenn man sie nutzen will.
Kosten
Von vielen Bekannten, mit denen über unseren Urlaub gesprochen haben, bekamen wir zu hören: „Norwegen, das ist doch wahnsinnig teuer! Das können wir uns nicht leisten!“
Wir haben uns vor Ort selbst verpflegt und dabei üppig geschlemmt. Da unser Auto mit den 3 Hunden und der Ausrüstung für 4 Personen sehr gut gefüllt war, konnten wir auch keine Lebensmittel mitnehmen sondern mussten alles in Norwegen kaufen.
Trotzdem habe ich in Summe für mich nur 1.540 € ausgegeben für 4 Wochen inklusive Unterkunft auf der Huskyfarm, Fähre, Benzin, Hotels in Finnland (4 Übernachtungen), Hüttenübernachtung auf der Tour, Essen in Norwegen und „Expeditionsfutter“ für die Touren.
Dabei schlägt die Fähre mit 348 € pro Person und 199 € für das Auto gewaltig zu Buche. Aber hier lässt sich sparen, wenn man statt einem Platz in einer Doppelkabine einen Schlafsessel für 128 € wählt.